Bistum Osnabrück - das Netz für die Mitarbeiter*innen

bistum.net: das Netz für die Mitarbeiter*innen

Artikel im Detail

Brief des Generalvikars zum aktuellen Vorfall an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Osnabrück,
liebe Mitbrüder und Mitschwestern,

entsetzt reagieren wir auf die Nachricht von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen einen unserer Pfarrer im Zusammenhang mit der Verwendung kinderpornografischen Materials. Uns alle trifft das auch persönlich, wir sind angefragt in unserer Loyalität zur Institution Kirche, in unseren Glaubensgrundsätzen und in unserem Wunsch und Mühen, Schutzräume für Kinder und Jugendliche zu schaffen und sexualisierter Gewalt keinen Raum zu geben.

Die Nachricht, die uns Ende vergangener Woche erreicht hat, ist wie ein Beben durch unser Bistum gegangen. Zahlreiche Reaktionen haben mich und unseren Bischof persönlich erreicht, aber auch Sie und Ihr alle werdet viele dieser Reaktionen erhalten. Einige der aufgeworfenen Fragen werden Sie vermutlich auch selbst bewegen.

Ich möchte Sie ermutigen, gerade auch in dieser erneut schweren Situation miteinander ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Tauschen Sie sich aus, sprechen Sie einander an und wenden Sie sich auch an Ihre Vorgesetzten. Darüber hinaus stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zum persönlichen Gespräch offen, die unser Referat für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle für Supervision koordiniert. Die Kontaktdaten finden Sie unten.

Mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen zudem noch einmal transparent machen, wie das Bistum im Rahmen unseres diözesanen Schutzprozesses vorgeht und welche konkreten Schritte auch in diesem Fall unternommen wurden und werden.

Die Arbeitsgruppe Intervention

Unmittelbar nachdem sich der Pfarrer mit der Information an den Bischof gewandt hatte, dass staatsanwaltlich gegen ihn ermittelt werde, hat der Bischof den Pfarrer bis auf weiteres von allen kirchlichen Aufgaben entbunden und die Koordinierungsinstanz des diözesanen Schutzprozesses sowie die Arbeitsgruppe Intervention beauftragt, tätig zu werden.

Die AG Intervention hat daraufhin die notwendigen ersten Schritte zur Information und Begleitung der direkt und indirekt betroffenen Personen und Systeme eingeleitet. Dazu gehören die Mitarbeiter*innen und Gremien der betroffenen Gemeinde und Einrichtungen, die Gemeindeöffentlichkeit sowie die Presse und die allgemeine Öffentlichkeit. So sind Vertreter*innen des Bistums zunächst in persönliche Gespräche mit dem Pastoralteam und den Gemeindegremien vor Ort gegangen, um anschließend in allen Samstags- und Sonntagsgottesdiensten der Pfarrei ebenfalls persönlich zu informieren und für Gespräche zur Verfügung zu stehen.
Parallel zu den Gemeindegottesdiensten wurde die Mitarbeiterschaft des Bistums sowie die Presse durch Mitteilung und Veröffentlichung im Netz informiert.
Domkapitular und Stadtdechant Martin Schomaker wurde vom Bischof mit der vorübergehenden Leitung der Pfarrei beauftragt.

Auch in den nächsten Tagen und Wochen stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums zur Begleitung der so genannten „irritierten Systeme“ zur Verfügung. Zudem hält das Bistum den Kontakt zum beschuldigten Pfarrer. Die AG Intervention koordiniert die weiterhin erforderlichen Maßnahmen.

Die Kirchengemeinde

Die haupt- und ehrenamtlichen Kräfte der betroffenen Kirchengemeinde haben sich trotz großer persönlicher Betroffenheit unmittelbar und höchst engagiert bereits an den ersten Schritten beteiligt und nehmen die Gestaltung des weiteren Weges sehr tatkräftig zunehmend in die eigenen Hände. So geht die Kirchengemeinde selbst sehr transparent und offen mit der eigenen Situation um und macht inzwischen ihrerseits Gesprächsangebote. Eine erste Stellungnahme aus der Pfarrei finden Sie zum Beispiel im Internet unter https://st-elisabeth-osnabrueck.de/

Das weitere Verfahren

Die weitere Aufklärung der Vorwürfe gegen den beschuldigten Pfarrer liegt in Händen der Staatsanwaltschaft Hannover. Zu welchen Ergebnissen dieses Verfahren führt, können wir derzeit nicht absehen. Zeitnah wird unser Bischof die entsprechende Stelle bei der Glaubenskongregation in Rom über den Vorgang informieren. Sobald die Verfahren abgeschlossen sind, wird die Arbeitsgruppe zum Umgang mit Tätern und Beschuldigten im diözesanen Schutzprozess beraten, welche weiteren kirchlichen Konsequenzen für den Pfarrer zu ziehen sind. Aus meiner Sicht wäre jedoch ein weiterer Einsatz in der Pastoral ausgeschlossen, falls sich der Verdacht bestätigt.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

in den letzten Tagen haben viele Kolleginnen und Kollegen im Bistum mit viel Engagement und Einsatz einen hervorragenden Dienst geleistet, um uns allen durch diese Situation zu helfen. Besonders möchte ich die vielen Engagierten im Schutzprozess nennen, die neben den oben beschriebenen Vorgängen auch die allgemeine Prävention und Aufklärung, die Unterstützung von Betroffenen sexualisierter und geistlicher Gewalt sowie die drängenden systemischen Fragen permanent vorantreiben. Auch wenn es ein sehr trauriger Anlass ist, zeigt sich, dass die vereinbarten Prozesse und Abläufe greifen und uns Allen Hilfe sind, mit dieser Herausforderung umzugehen. Für diesen großen Einsatz und die vielen kleinen und großen Dinge, die Sie alle in dieser Zeit eingebracht haben und einbringen werden, möchte ich von Herzen danken.

In Verbundenheit
Generalvikar Ulrich Beckwermert

Mehr Informationen zum diözesanen Schutzprozess, den verschiedenen Arbeitsgruppen und vereinbarten Abläufen sowie zu unseren Präventionsangeboten finden Sie unter: https://bistum-osnabrueck.de/dioezesaner-schutzprozess/

Für persönliche Gesprächsangebote erreichen Sie das Referat für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung unter der E-Mail-Adresse und telefonisch unter der Nummer 0541 318-258.

Mi, 10. November 2021

Themen: Schutzprozess | Bistumsleitung
Abteilung: Kommunikation

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